Ohne Technologie geht gar nichts mehr und ihre Rolle in der Lokalisierungsbranche wird sogar immer wichtiger! - Eines der Kernthemen bei den diesjährigen Konferenzen und Gesprächen auf der LocWorld, eine der beliebtesten Veranstaltungen des Sprachensektors. Mitte Juni trafen Sprachexperten und internationale Unternehmen im Estoril (Portugal) zusammen, um sich über Ideen und Erfahrungen auszutauschen.
Technologie gilt als eine der größten Herausforderungen und gleichzeitig Chance in der Lokalisierungsbranche! So lautet das Resümee unseres Austauschs über Kernthemen und -trends mit Lokalisierungsmanagern großer internationaler Unternehmen wie:
Asako Miyazaki, Senior Localization Manager at LinkedIn
LinkedIn (Asako Miyazaki): Wir wollten uns über die Trends unserer Branche und die neuen Tools informieren. Es ist eine wichtige Branchenveranstaltung, die von allen bedeutenden Vertretern besucht wird. Sie bietet eine tolle Möglichkeit zum Austausch von Informationen und Ideen unter Fachleuten – von Sprachdienstleistern bis hin zu anderen Einkäufern.
Skyscanner (Hristina Racheva): Ich schätze besonders, dass man hier auf andere Unternehmen trifft und sieht, wie diese mit ihren persönlichen Herausforderungen umgehen. So können wir vielleicht von ihnen lernen und Lösungen für unsere eigenen Herausforderungen finden.
Vistaprint (Veronica Carioni): Ich komme normalerweise in erster Linie für das Networking zur LocWorld. Das Event ist eine tolle Gelegenheit, Leute aus der Branche zu treffen und Ideen auszutauschen.
Ørsted (Lone Kanstrup): Wir sind hier, um mehr über Globalisierung zu lernen, da wir selbst diesen Weg gehen und wissen wollten, wie andere mit den damit verbundenen Problemen umgehen. Außerdem möchten wir mehr über die erfolgreichen Strategien von anderen erfahren, Globalisierungsprozesse zu steuern. Ich habe auch eine Rede darüber gehalten, wie wir Mitarbeitern helfen, unseren Weg der Globalisierung mit uns zu gehen.
Hristina Racheva, Localization Manager at Skyscanner
LinkedIn (Asako Miyazaki): Unser Unternehmen wächst rasant und eine unserer Hauptherausforderungen betrifft die Skalierung. Wir müssen herausfinden, wie wir am besten skalieren und unsere Organisation neu ordnen können. Wir haben bereits unsere internen Lokalisierungsteams umstrukturiert. Außerdem hat sich der Kompetenzbereich unserer Projektleiter für Sprachdienstleistungen erweitert, die nunmehr mit dem Vertrieb und Marketing zusammenarbeiten. Durch die zunehmende Verwendung von Tools wie der automatischen Übersetzung haben unsere Sprachmanager mehr Zeit für andere Dinge wie den Austausch mit anderen Abteilungen und können mehr Umsatz generieren, was den Wert des Unternehmens steigert. Wir verstehen, dass einige Menschen zu diesem Schritt nicht bereit sind, doch für uns bieten diese Technologien interessante Möglichkeiten.
Wie ich bei meiner Rede schon betont habe, müssen Online-Unternehmen mit globaler Präsenz Produkte und Inhalte zur Verfügung stellen, die relevant für den jeweiligen Markt sind. Das betrifft verschiedenste Punkte wie das Design der Online-Plattformen. In strategisch wichtigen Märkten wie Japan und China, die aktuell in unserem Fokus sind, haben wir eigene Landingpages erstellt. Die japanische Landingpage baut auf dem Konzept „Ihre Vorteile durch LinkedIn“ auf. Das Design und die Inhalte sind an den Markt angepasst, um die Marktdurchdringung zu steigern.
Skyscanner (Hristina Racheva): Es gibt so viele Herausforderungen. Angefangen vom besseren Zusammenarbeiten zwischen den Teams über die internen Stakeholder bis hin zur Integration von Lokalisierung als Teil der Produktentwicklungsphase. All das sind Bereiche, die wir besonders verbessern möchten.
Vistaprint (Veronica Carioni): Technologisch up to date zu bleiben ist eine riesige Herausforderung. Eine weitere ist, Entscheidungen auf Grundlage von Daten zu treffen und Daten zu nutzen. Viele von uns haben traditionell eher einen sprachlichen Hintergrund und Zahlen spielten dabei lange Zeit keine große Rolle, doch wir machen auf jeden Fall Fortschritte.
Ørsted (Lone Kanstrup): Unser Unternehmen dringt immer mehr auf globale Märkte vor. Daher mussten wir unseren Mitarbeitern dabei helfen, in einem globalen Umfeld zu bestehen und sicherstellen, dass alle dieselbe Sprache sprechen. Das haben wir mit Sprachtools und -technologie wie der neuronalen maschinellen Übersetzung erreicht. Wir müssen auf jeden Fall technisch auf dem neuesten Stand bleiben, da die Technologie eine entscheidende Rolle bei der Optimierung unserer Aktivitäten einnimmt. Neben Ressourcen und Zeit ist dies unsere größte Herausforderung.
Veronica Carioni, Senior Program Manager Localization at Vistaprint
LinkedIn (Asako Miyazaki): Einige Begriffe wie „automatische Übersetzung“, „globale Skalierung“ und „Innovation“ kamen während der Veranstaltung immer wieder auf.
Wir greifen ebenfalls aktuell auf automatische Übersetzung zurück, doch sind ziemlich selektiv in Bezug auf die Einsatzart und -häufigkeit. Bei asiatischen Sprachen ist das zum Beispiel schwierig, weil bei vielen die Ressourcen einfach nicht da sind. Wir sind jedenfalls hier, um neue Möglichkeiten zu erkunden und zu erkennen, wie wir diese am besten ausschöpfen können.
Skyscanner (Hristina Racheva): Man hört viel über automatische Übersetzung, so auch hier im Rahmen einiger Sitzungen bei der LocWorld. Es ist interessant, den Nutzen zu verstehen und auszuloten, wann sich automatische Übersetzung anbietet. Ein weiterer Trend auf Kundenseite ist das Bilden von internen Lokalisierungsteams und das Finden von Lösungen im eigenen Unternehmen. Außerdem herrscht ein großer Hype um die Automatisierung: Langfristig sollen die Projektmanagementprozesse so stark wie möglich automatisiert werden.
Vistaprint (Veronica Carioni): Künstliche Intelligenz, Maschinenlernen und Automatisierung gehören definitiv zu den wichtigsten Trends. Das Ziel ist, überflüssige „Handarbeit“ zu vermeiden. Wenn repetitive Aufgaben wegfallen, können die Mitarbeiter sich auf bedeutungsvollere Aufgaben konzentrieren und Mehrwert schaffen.
Ørsted (Lone Kanstrup): Meiner Meinung nach ist der Haupttrend mittlerweile automatische Übersetzung. Auch wenn die Technologie nicht mehr neu ist, gewinnt das Verfahren immer mehr an Bedeutung. Wir befassen uns bereits seit längerer Zeit mit der Integration von automatischer Übersetzung in andere Geschäftsinstrumente. Die automatische Übersetzung wird nicht nur einen Einfluss auf die Übersetzungen an sich haben, sondern auch die Kommunikation in der Geschäftsentwicklung, IT und anderen Bereichen optimieren. Die „langweiligen“ Aspekte von Übersetzungen werden von der neuronalen maschinellen Übersetzung übernommen, sodass wir uns auf den menschlichen Schliff konzentrieren können. Letzterer ist meiner Meinung nach mit am wichtigsten.
Lone Kanstrup, Lead Language Consultant at Ørsted
Werfen wir zum Schluss noch einen Blick auf die Erkenntnisse, die Inge Boonen, Leiterin Geschäftsentwicklung Südeuropa von Acolad, und Barbora Skopcova, Geschäftsentwicklungsmanagerin, von der LocWorld mitgenommen haben.
Eine personalisierte digitale Erfahrung
Barbora Skopcova: Neben dem Stellenwert der Technologie war die Personalisierung der digitalen Nutzererfahrung durch personalisierten und gezielten Inhalt (ABM, Account-based Marketing) ein brandaktuelles Thema auf der LocWorld. Unerlässlich dafür ist eine intensive Nutzung von Daten wie bei der Konferenz von Ciena, einem Unternehmen für Systeme, Services und Software für Netzwerke, erläutert wurde. Die digitale Präsenz eines Unternehmens spielt eine große Rolle beim Erreichen der Geschäftsziele. Da jeder Nutzer anders ist, ist auch die Personalisierung der Inhalte ein Schlüssel zum Erfolg.
Ein weiteres Beispiel für den Erfolg von personalisierten Inhalten ist der Fall, den Shopify auf der LocWorld vorstellte. Kundenbindungs- und Kundendienstinhalte werden bei der Customer Journey oft vernachlässigt. Die Mehrkanal-Plattform hat gezeigt, wie sie Händlern auf globalen Märkten dabei half, eine mehrsprachige Support-Bibliothek für den Kunden aufzubauen, die fortlaufend lokalisiert wird, um die lokalen Anforderungen der einzelnen Märkte zu erfüllen.
Von der Übersetzungsagentur zum Tech-Unternehmen
Inge Boonen: Anbieter von Sprachdienstleistungen müssen sich wie Tech-Unternehmen verhalten. „Ist doch klar“ mögen Sie sagen. Doch nicht jeder hat das verstanden. Während sich in der Vergangenheit viele Unternehmen auf mehrsprachiges Projektmanagement konzentrierten, muss der Fokus jetzt stärker auf Technologie liegen. Dies gilt für alle Unternehmensbereiche und es muss eine vollständige Integration mit den Kundensystemen stattfinden.
Das allseits präsente Thema war wenig überraschend neuronale maschinelle Übersetzung. Bei mehreren Diskussionen und Sitzungen wurde darüber gesprochen und es handelt sich dabei aktuell sicherlich um eines der komplexesten Themen in der Übersetzungsbranche.
Am wichtigsten ist meiner Meinung nach allerdings etwas ganz anderes: Mein Team und Acolad sollten unseren Kunden nicht nur Dienstleistungen verkaufen und sporadisch Geschäftsbesprechungen abhalten. Wir müssen stattdessen Zeit mit ihnen verbringen und eine ehrliche, vertrauensbasierte Beziehung aufbauen. Das war schon immer unsere Maxime, doch ich kann es gar nicht häufig genug betonen.
Schauen Sie bald mal wieder bei uns vorbei, um sich auf dem Laufenden zu halten!