Ein Traum wird wahr: Es ist heutzutage möglich, Texte automatisiert übersetzen zu lassen! Doch wie leistungsstark ist die maschinelle Übersetzung wirklich? Welche Voraussetzungen müssen für eine neuronale maschinelle Übersetzung erfüllt sein?
In diesem Beitrag nehmen wir das Thema der maschinellen Übersetzung mit Ihnen genauer unter die Lupe, damit Sie wissen, ob und wann diese Übersetzungstechnologie für Sie die richtige Lösung ist.
Was ist maschinelles Übersetzen und wie funktioniert es?
Beginnen wir mit einigen grundlegenden Begrifflichkeiten. Bei der maschinellen Übersetzung wandelt ein Computer Text von einer Sprache in eine andere um. Dabei kommen verschiedene Methoden zum Einsatz:
- Regelbasierte maschinelle Übersetzung (RBMT): Die Übersetzung wird auf Grundlage von Sprach- und Grammatikregeln sowie spezieller Wörterbücher erstellt.
- Statistische maschinelle Übersetzung (SMT): Hier erfolgt die Übersetzung anhand statistischer Modelle, die aus großen mehrsprachigen Content-Datenbanken (bilinguale Textkorpora) generiert wurden.
- Neuronale maschinelle Übersetzung (NMT): Diese Methode wird heute vorwiegend verwendet. Dabei kommt das sogenannte Deep Learning zum Einsatz. Künstliche neuronale Netzwerke sorgen für schnellere und genauere Übersetzungsergebnisse.
Wie gut ist die neuronale MÜ?
Die Qualität des MÜ-Ergebnisses hängt von verschiedenen Faktoren ab:
- Konfiguration der MÜ-Engine
- Qualität des Ausgangstextes
- Fachgebiet des Ausgangstextes
- Sprachkombination
- Menge des bereits übersetzten Trainingsmaterials
Selbst bei optimalen Voraussetzungen ist nicht garantiert, dass das MÜ-Ergebnis fehlerfrei ist. Sogar schwerwiegende Fehler sind möglich.
Eine rein maschinelle, also nicht nachbearbeitete Übersetzung wird daher nur in speziellen Fällen eingesetzt. Es wird dabei im Vorfeld vereinbart, dass ein bestimmtes Maß an Fehlübersetzung und anderen Fehlern im MÜ-Ergebnis toleriert wird.
Wenn dieser Toleranzlevel akzeptabel ist, kann die unbearbeitete maschinelle Übersetzung ein wertvolles Instrument sein, um bei begrenztem Budget, umfangreichen Texten und kurzen Lieferfristen schnell zu einem Ergebnis zu kommen.
Sind mögliche Fehler im MÜ-Ergebnis jedoch nicht akzeptabel, verwenden Sprachdienstleister gerne integrierte Prozesse, bei denen die maschinelle Übersetzung von menschlichen Übersetzern im Rahmen des sogenannten Postediting überprüft wird.
Wie funktioniert das Postediting neuronaler MÜ?
Beim Postediting wird der von einer MÜ-Engine übersetzte Text einem gründlichen Korrektorat unterzogen. Wenn Glossare und Translation Memorys zur Verfügung stehen, werden diese in den Prozess integriert. Der Posteditor ist dafür verantwortlich, dass die Terminologie korrekt verwendet wird.
Das Postediting unterscheidet sich vom Revisionsprozess. Die Revision ist ein sekundärer Qualitätskontrollschritt bei Übersetzungen. Hier wird davon ausgegangen, dass alle Vorgaben und Anweisungen bereits richtig umgesetzt sind, und es wird eine hohe Qualität vorausgesetzt.
Das Postediting kommt einer Erstübersetzung gleich, allerdings kann der Posteditor die maschinelle Vorübersetzung nutzen, um schneller und produktiver zu arbeiten. Beim Postediting ist, ähnlich wie beim normalen Übersetzen, dafür zu sorgen, dass Ton, Terminologie und andere linguistische Vorgaben beachtet werden.
Posteditoren brauchen entsprechende Erfahrung im Umgang mit maschinell übersetztem Content. Unsere Posteditoren werden intensiv geschult und wir arbeiten nach der Norm ISO 18587:2017 für Postediting.
Funktioniert die Kombination von neuronaler MÜ mit computergestützter Übersetzung (CAT)?
Maschinelle Übersetzung ist heute eng mit den sogenannten CAT-Tools für die computergestützte Übersetzung verzahnt. Die Ergebnisse aus dem jeweiligen Translation Memory haben Priorität und werden dem Übersetzer als Erstes vorgeschlagen. Mit der MÜ-Engine wird eine Vorübersetzung von neuem Content erstellt, der im Translation Memory noch nicht vorliegt.
Unten sehen Sie den Workflow eines regulären Übersetzungsprojekts mit neuronaler MÜ:
Wo wird neuronale MÜ eingesetzt?
Wenn wir unseren Kunden maschinelle Übersetzung mit Postediting anbieten, unterscheiden wir je nach Verwendungszweck folgende Service Level:
Neuronale maschinelle Rohübersetzung: Der vom Computer übersetzte Text wird ohne weiteren menschlichen Eingriff geliefert. Diese Option empfehlen wir nur, wenn es Ihnen lediglich darum geht, sich einen groben inhaltlichen Überblick über einen Text zu verschaffen. Es ist die günstigste Lösung, da wenig Vorbereitung und Ressourcen erforderlich sind.
Neuronale maschinelle Übersetzung mit Postediting: Diese Option ist für Content optimal, der veröffentlicht oder weitreichend genutzt werden soll. Humanübersetzer korrigieren das gesamte MÜ-Ergebnis, passen es an die entsprechende Zielgruppe an und sorgen dafür, dass Ton und Stil angemessen und die Aussagen des Ausgangstextes richtig wiedergegeben sind.
Welche Voraussetzungen müssen für die neuronale MÜ erfüllt sein?
Lange Zeit war ein integrierter maschineller Übersetzungsprozess nur für bestimmte Textsorten und einige wenige Sprachkombinationen sinnvoll. Die Technologie entwickelt sich jedoch sprunghaft weiter und so sind inzwischen für immer mehr Sprachpaare und Inhalte hochwertige MÜ-Ergebnisse möglich. Durch eine Analyse der Arten Ihres Contents und der Ansprüche an die Übersetzung erkennen Sie, wo Ihnen der Einsatz maschineller Übersetzung am meisten nützt.
Wie viel lässt sich durch neuronale MÜ einsparen?
Entgegen der landläufigen Meinung reduziert die maschinelle Übersetzung die Ausgaben nicht auf nahezu Null (mit Ausnahme der maschinellen Rohübersetzung für ein grobes inhaltliches Verständnis). Aber je nach Situation lassen sich ggf. bis zu 50 % der Übersetzungskosten einsparen.
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