Augmented Reality (AR) ist exemplarisch als Bindeglied der digitalen und der physischen Welt zu verstehen. Ein typisches Beispiel hierfür der AR-Brillenträger, der seine Umgebung betrachtet. Seine Brille erkennt das physische Umfeld und projiziert daraufhin kontextrelevante digitale Informationen in das Blickfeld des Nutzers.
Diese Informationen erscheinen als dreidimensionale Hologramme und können direkt auf reale Gegenstände positioniert werden – beispielsweise auf eine Maschine, die gewartet werden soll. Dadurch unterscheidet sich AR deutlich von seiner kleineren Schwester, der Virtual Reality (VR). Bei VR trägt der Nutzer ein Headset, das die Augen vollständig umschließt und das reale Umfeld ausblendet. Auf diese Weise kann der Nutzer komplett in die virtuelle Welt abtauchen.
Diese digitalen Informationen (wie die zuvor erwähnten Maschinenbefehle) sind bereits im 2-D-Format auf Mobilgeräten verfügbar. Das wahre Potenzial von AR liegt in Wahrheit aber darin, diese Informationen in die physische Realität zu holen.
Das Potenzial von AR
Während AR im Unternehmenskontext von einer kleinen Gruppe von Wegbereitern bereits vor einigen Jahren eingesetzt wurde, ist seit 2016 immer mehr Bewegung im Markt für AR-Produkte und Dienstleistungen zu verzeichnen. Die vielseitigen Anwendungsfälle und die einhergehenden Vorteile veranlassen Unternehmen dazu, zunehmend in AR zu investieren. Für 2020 werden die weltweiten Investitionen in AR auf 50 Milliarden US Dollar geschätzt.
Unternehmen, die das Potenzial erkannt haben und bereits mit einem Partner oder selbstständig an dem Thema arbeiten, sehen den Mehrwert von AR als Teil des Produkts und auch als Instrument, die Leistung der Wertschöpfungskette weiter zu steigern.
Es besteht eine Fülle an Anwendungsszenarien mit AR. Im After-Sales-Service ist unser Kunde Bühler dabei, eine industrietaugliche AR-Brille im Bereich Druckguss zu implementieren. Diese dient Kunden als neues Kommunikationsmittel, um Serviceleistungen von Bühler in Anspruch zu nehmen. Wird die Serviceabteilung von Bühler kontaktiert, kann der Fachmann von Bühler durch die Augen des Kunden sehen und ihn direkt durch sein Sichtfeld instruieren. Dadurch werden Probleme schneller gelöst sowie Reisekosten und Stillstandzeiten reduziert. Wartungsarbeiten können Schritt für Schritt durch Anleitungen direkt an der Maschine angezeigt werden. So können auch weniger erfahrene Mitarbeiter Wartungen durchführen und die Fehlerquote wird dadurch ebenfalls reduziert.
Im Marketing und Vertrieb steht der Kunde an einer beliebigen Stelle direkt neben dem Vertriebler, ohne zum Showroom des Anbieters oder zur Fertigungshalle reisen zu müssen. Er kann eine Maschine als Hologramm in realer Größe betrachten und erhält auch Einblick in Teile der Maschine, die ihm zuvor nicht ersichtlich waren. Er kann Animationen und Beschreibungen zu einzelnen Komponenten einsehen.
Die hier aufgeführten geschäftlichen Vorteile von AR nennt auch der bekannte Managementtheoretiker Michael E. Porter in seinem Artikel „Why Every Organization Needs an Augmented Reality Strategy“. Hier ein Auszug:
Wirksame AR-Erlebnisse brauchen […] die richtigen Inhalte, deshalb ist das Erstellen und Managen von Content ist eine zentrale Kompetenz, die Unternehmen jetzt brauchen.
Porter & Heppelmann, Harvard Business Manager, 2018
AR, gewußt wie – Content, Software und Automatisierung
Doch welche Art von Content brauchen Unternehmen für die Entwicklung von AR-Apps eigentlich? Solche Apps bestehen in der Regel aus Text (.xml) und 3-D-Daten. Diese zwei Komponenten werden im technischen Authoring-Prozess kombiniert und anschließend für Endgeräte bereitgestellt, was in folgender Grafik nochmals verdeutlicht wird:
Mindestens genauso interessant wie der Authoring-Prozess ist die Frage nach dem AR-Content. Woher kommen AR-relevante Inhalte? Die Antwort darauf liegt in der technischen Redaktion und den inhaltsführenden Systemen.
Das Team der technischen Redaktion
Die technische Redaktion weist detailliertes Wissen zu Produkten der Firma vor. Des Weiteren versteht sie sich darin, mit strukturierten Inhalten zu arbeiten und die Anforderungen der unterschiedlichen Nutzergruppen zu kennen. Dies prädestiniert einen technischen Redakteur dazu, wirkungsvolle AR-Erlebnisse zu erstellen. Hinzu kommt, dass in vielen Fällen Redakteure bereits Erfahrung mit 3-D-Daten gesammelt haben und diese Daten auch aktiv in Dokumentationen mit einbeziehen.
Die AR-Inhalte werden in Systemen wie Component-Content-Management-Systeme (CCMS), in vereinfachter Form als Content-Management-Systeme (CMS), erstellt, gepflegt und aktualisiert.
In diesen Systemen sollten Inhalte bereits für das AR-Authoring aufbereitet werden. Die zwei entscheidenden Faktoren hierbei sind die Datenhaltung innerhalb des CMS und eine intelligente Schnittstelle zur Authoring-Umgebung für AR.
Die Authoring-Umgebung
Bei der Umsetzung von AR-Projekten setzen wir auf die skalierbare Authoring-Umgebung der Technologiefirma RE’FLEKT. Mit ihrer Mixed-Reality-Plattform REFLEKT ONE können Nutzer ohne Programmierkenntnisse AR-Inhalte erstellen und in Form von Apps auf unterschiedliche Endgeräte ausspielen (Datenbrillen, Tablets & Smartphones).
Zurück zu den Inhalten: CCMSs von SCHEMA oder Adobe eignen sich gut zur professionellen Bearbeitung von mehrsprachigen, variantenreichen Inhalten und ermöglicht medienübergreifend einheitlichen Content.
Viele unserer Kunden im AR-Bereich arbeiten mit Content-Management-Systemen wie Adobe oder SCHEMA ST4 oder vergleichbaren Lösungen. Aus diesem Grund haben Acolad, RE’FLEKT, SCHEMA und Adobe gemeinsam bereits früh damit angefangen, das Thema AR aus der Content-Management-Perspektive zu betrachten.
Die zwei Hauptergebnisse dieser Partnerschaften sind direkte Schnittstellen zwischen CMS und der AR-Authoring-Plattform RE‘FLEKT ONE und die Ausarbeitung von Konzeption und Methodik zur AR-gerechten Datenhaltung.
Der Vorteil dieser Integration ist die Kommunikation unter den Systemen. Während bei „herkömmlichen“ Apps zu Änderungszwecken die Software erst manuell durch einen Programmierer angepasst werden muss, werden durch die CMS-Integrierung alle Updates im CMS auch automatisch an die App übermittelt – wie z. B. bei einem Produktupdate, dass die Inhalte in der Dokumentation anpasst. Dieses Prinzip des Single-Source-Publishings spart viel Zeit und gewährleistet einen einheitlichen Content.
Acolad Ansatz von AR-Unternehmenslösungen
„Was bringt einem also das Format AR, wenn es nicht skalierbar ist und sich nicht in automatisierte Content-Publishing-Prozesse mit einbinden lässt?“, fragt Michael Porter und ruft Unternehmen und Hersteller dazu auf, alternative Lösungen zu finden. Acolad bietet integrierte AR-Unternehmenslösungen und setzt in der Umsetzung von AR-Projekten auf die Zusammenarbeit mit seinen Partnern wie Adobe, SCHEMA ST4 und RE’FLEKT. Hierbei begleiten wir Unternehmen meistens durch einen Proof-of-Concept, den wir für unseren Kunden erstellen und anhand dessen der Nutzen der Technologie gemessen werden kann. Wenn sich Firmen dafür entscheiden, das Thema zu internalisieren, stellen wir ebenso notwendiges Wissen sowie Schulungen für die Einarbeitungsphase zur Verfügung.